zugegebenermassen - ich bin nicht unbedingt der grösste fan des faschings, aber einer freundlichen einladung zum dornbirner narraobod folge ich zumeist doch gerne. bekommt man doch neben amüsanten anekdoten und professionellen sketchen auch die wirklich wichtigen themen der stadt serviert. dass heuer vornehmlich der bau der tiefgarage durch den kakao gezogen wurde... nun, das ist eine andere geschichte.
unbemerkt von der medialen öffentlichkeit wurde ich zeuge einer zaghaften kulturellen revolution: zum ersten mal in der geschichte des narraobods nahm neben lechers, winsauers und co. auch ein "narr" türkischer herkunft auf der bühne einen platz ein - noch dazu heftig beklatscht vom publikum (um nicht zu sagen, er habe beinahe standing ovations bekommen).
jedenfalls sind es diese kleinen dinge, die den weg zur normalität ebnen. miteinander, nebeneinander, übereinander und untereinander - wie integration in zukunft aussehen wird, weiss ich nicht genau. eines ist mir aber klar: an der beteiligung der migranten an allen unseren einrichtungen führt kein weg vorbei. vor allem, wenn wir unsere standards halten wollen, denn da brauchen wir von allen die besten.
genau wie bei der dornbirner polizei, wo seit beginn dieses jahres der erste polizeianwärter türkischer herkunft seinen dienst versieht.
auch bürgermeister können über schatten springen :)
andere parteien brauchen ein knittelfeld, um grössere veränderungen umzusetzen. die grüne baustelle nach der (zumindest relativ) enttäuschenden nationalratswahl dürfte mit dem heutigen tag "relativ" unspektakulär erledigt sein.
nach der bravourösen kür von eva glawischnig als nachfolgerin von alexander vanderbellen stand heute sonntag eine weitere entscheidende weichenstellung für uns auf der tagesordnung: wird erneut das urgestein johannes voggenhuber als nr. 1 die grünen europakastanien aus dem feuer holen, oder eine der profilierten gegenkandidatinnen? um die sache kurz zu machen - es war zwar eine knappe entscheidung mit 46% zu 54%, aber eine mehrheit ist eine mehrheit und johannes voggenhuber musste das feld räumen. die ersten listenplätze ergaben folgende reihung:
platz 1: ulrike lunacek
platz 2: eva lichtenberger
platz 3: monika vana
wenn ich mich richtig erinnere, dann sprach vanderbellen im vergangenen nationalratswahlkampf von der partei der starken frauen. ob er so ein ergebnis schon vorausgeahnt hatte? vielleicht, vielleicht auch nicht - jedenfalls darf "mann" feststellen, dass ein weibliches spitzentrio ein interessantes und positives zeichen ist. unabhängig davon, ob der abgang voggenhubers als grosser, mittlerer oder kleiner verlust gesehen wird. wie man am wahlergebnis ablesen kann, dürften die meinungen unter den grünen delegierten durchaus zwiespältig sein.
die grünen quoten scheinen ihr ziel erreicht zu haben: frauen sind bei den grünen wirklich nicht eine art aufputz mit brüsten. grüne frauen haben ihren platz mit einsatz, profil und selbstbewusstsein erobert - "die überwindung der quote durch die quote" habe ich an anderer stelle schon mal geschrieben.
den ersten lackmus-test werden wir bei der europawahl durchführen. von meiner seite gibts jedenfalls ein TOI TOI TOI !!!!
unschuldig sitzt man(n) beim grünen bundeskongress der grünen in einer messehalle in klagenfurt und darf miterleben, wie eva glawischnig mit über 97% der delegiertenstimmen zur neuen bundessprecherin der grünen gewählt wird. mit oder ohne meine eigene stimme - das lasse ich jetzt mal offen; die jeweilige wahrscheinlichkeit könnten fleissige mathematiker in nullkommanix ausrechnen.
unschuldig sitzt man da und rund um einen herum bloggt sich die welt durch die gleichnamige sphäre. irgendwie wahnsinnig, irgendwie auch vielversprechend, was da passiert: einerseits kommt man sich vor wie bei einem abfahrtsrennen - wer als erstes einen beitrag im kasten hat, gewinnt... andererseits sehe ich darin eine durchaus positive grundhaltung: wenn auch die letzten wahlen nicht unbedingt die erfolgreichsten der grünen geschichte waren, so glauben wenigstens wir grüne selber daran, dass es noch leute gibt, die es interessiert, was bei uns passiert.
parallel dazu erklärt alexander van der bellen nach der wahl von eva in seiner (quasi-) abschiedsrede, dass er wahlergebnisse jenseits der 90% quote nicht mal zu träumen gewagt hätte in seiner "aktiven" zeit als bundessprecher.
97% für eva glawischnig (neue bundessprecherin)
93% für sigrid pilz (neu im bundesvorstand)
94% für johannes rauch (neu im bundesvorstand)
mmmmhhhh - da schleich ich mich mal mit einem guten gefühl für die kommenden wahlen (AK, europa, landtag) zum bio-buffet und kümmere mich vorerst mal nicht um allfällige zynischen kommentare über totalitäre verhältnisse bei den grünen, sondern geniesse das wiedergefundene selbstvertrauen meiner grünen.
prost mahlzeit,
und morgen dann mehr über die grünen kandidaturen zur europa-wahl. da werden die prozentsätze wohl eher richtung 50% tendieren - 3 kandidatinnen auf platz 1 garantieren hochspannung...
oder ein zeichen dafür, dass wir politiker nicht annähernd den humor haben, den wir uns vielleicht gerne zu eigen machen würden?
ähnlich wie christoph chorherrs aufruf an die "community", die grünen wahlplakate mal selbst zu gestalten, hat mich dieser beitrag auch beeindruckt. welch locker lässige art im vorbeigehen dinge auf den punkt zu bringen, für die unsereiner sonst eine halbe dissertation "verbraten" würde...
Haben wir die "richtigen" Antworten auf jugendliche Probleme?
Die Jugendlichen wurden gefragt. Sie wurden so wie der Rest der Bevölkerung zur Urne gerufen. Kein Umfragesample von 500 Stichproben, sondern alle gemeinsam. Von jugendlichem Politikverdruss war nichts zu spüren. Sie kamen in Scharen in die Wahlzellen und haben uns eine Frage beantwortet: Nein, ihr Grünen könnt unsere Probleme nicht lösen! Zugegeben, das Erwachsenwerden ist zumeist eine komplexe Angelegenheit, da wird es nie völlig zufriedenstellende politische Antworten geben können. Aber dass statt uns Grünen ausgerechnet den Rechtsparteien zugestanden wird, praktikable Lösungen für alltäglichen jugendlichen Stress zu haben, löst wohl bei uns allen Genickstarre aus vor lauter Kopfschütteln. Dabei sind deren Gedankengänge klar und logisch: "Wo immer wir hingehen, haben wir Stress mit zumeist männlichen Migranten. In der Schule wird türkisch gesprochen, in der Pause werden Mädchen angepöbelt." Und für hormongesteuerte junge Burschen ist jede Konkurrenz um die holde Weiblichkeit sowieso der reinste Existenzkampf. Was dabei kaum mehr jemandem auffällt, ist eine durchaus erstaunliche Differenzierung (die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen) zu der die Jugendlichen fähig sind. Dass da eine freiheitliche Ideologie der Abschiebung krimineller AusländerInnen auf fruchtbaren Boden fällt, ist also wirklich kein Wunder. Eine Lösung ist es zwar keine, aber die Härte der Wortwahl entspricht dem Hilferuf der Jugendlichen. Alleine schaffen sie es nicht. Welche Antworten haben denn wir Grünen zu diesem Thema?
Viele gute, soviel steht fest: Kinderbetreuung von Null weg, sprachliche Frühförderung, Gesamtschule, Ganztagsschule, Schulsozialarbeit, mehr Unterstützung für Lehrende, kleinere Klassenschülerzahlen und vieles mehr. Doch kaum eine dieser Lösungen wird hier und heute schnell wirken, Schulsozialarbeit einmal ausgenommen. Bis sich hier ein Effekt einstellt, sind aus den Jugendlichen längst Erwachsene geworden, und das haben sie auch sehr gut verstanden. So bleibt es eben beim NJET, denn Warten ist keine Tugend der Jugend. Schon gar nicht in einer schnelllebigen Welt wie der unsrigen. Wir haben vielleicht die "besten", aber aus jugendlicher Sicht nicht die "richtigen" Lösungen, um eine Analogie aus dem Fussball zu bemühen.
Kein Fazit, aber ein Ansatz
Den intelligenten Weg der kleinen Schritte werden wir Grünen hoffentlich nie verlassen wollen. Nicht-exekutierbare Scheinlösungen á la Strache kommen so oder so nicht in Frage. Doch wie erreichen wir das Ziel, dass uns junge Menschen landauf landab ihre Stimme geben, um diese 'besten aber langsamen' Lösungen implementieren zu können? Wie erreichen wir, dass wir Grünen eine Autorität darstellen beim Thema Integration, eine Autorität, die es wert ist, angerufen zu werden, ja gewählt zu werden als "Drohmittel" gegen pöbelnde Rotzlöffel? Vielleicht sind es Sätze wie "noch EIN MAL, und ich melde dich bei der Mediation, dann kannst du den GANZEN FREIEN NACHMITTAG Gelaber anhören!", vielleicht sind es Freiräume, wo Mädchen und Burschen bewusst getrennt werden, vielleicht sind es starke LehrerInnen, die vom Schulsystem VOLLE UNTERSTÜTZUNG bekommen, wenn sie Probleme mit einer bestimmten Gruppe haben. Vielleicht sind es gerade wir 'erwachsenen' Grünen, die bei jedem Schritt und Tritt die Augen offen haben sollten für Menschenrechte und Menschenpflichten. Wenn jemand Müll auf die Strasse kippt, dann sind viele Leute zur Stelle, die das verurteilen. Wenn muslimische Mädchen gezwungen werden, vom Schulausflug fernzubleiben, dann zuckt die Welt mit den Achseln.
"Wie blauäugig sind die Grünen" lautete eine der besten Veranstaltungen der Vorarlberger Grünen im Vorfeld der Wahlen. Dürfen wir überhaupt blauäugig sein?
A jester, joker, jokester, fool, wit-cracker, prankster, or buffoon is a member of a profession that came into popularity in the Middle Ages. Jesters are always thought to have worn brightly colored clothes and eccentric hats in a motley pattern. Their hats, sometimes called the cap ’n bells, cockscomb (obsolete coxcomb), were especially distinctive; made of cloth, they were floppy with three points (liliripes) each of which had a jingle bell at the end. The three points of the hat represent the ass's ears and tail worn by jesters in earlier times. Other things distinctive about the jester were his laughter and his mock scepter, known as a bauble or maharoof.
Also auf gut deutsch: HC braucht dringend einen neuen Hut!
Oder: Wie kommt man als österreichischer Politiker zu der beinahe unheimlichen Ehre in wikipedia mit "farbiger Kleidung und exzentrischen Hüten mit scheckigen Mustern" als jugendlicher Paintballer geoutet zu werden?
Brrrrr... Verschwörungstheoretiker aller Länder vereinigt euch!
(den Spruch von A und O verkneif' ich mir besser...)
Bis 2006 war die grüne Welt noch in Ordnung. Unter dem Vorsitz von Alexander Van der Bellen durften bei jeder Wahl Gewinne bejubelt werden, auch wenn selbige nie so dramatisch gut waren, wie wir es uns derzeit einreden wollen. Dass das grüne Wählerpotential schon bei der NR-Wahl 2006 höher war, als tatsächlich ausgeschöpft wurde, haben uns die Rechtsparteien heuer eindrücklich vorgeführt. Eine halbe Million WechselwählerInnen zeugen von einer viel höheren Bereitschaft, Neuland zu entdecken, als man als gelernter Österreicher unserer Republik jemals zugetraut hätte.
Verhungern am gedeckten Tisch
Den Grossparteien laufen die WählerInnen in Scharen davon - keinesfalls zu Unrecht - und wir Grünen stehen ungläubig herum und sehen zu, wie selbst die Jugend an uns vorbeiläuft und bei Strache und Haider Unterschlupf sucht. Der Anteil an jungen GrünwählerInnen sank um 1/3 (!) von 2006 auf 2008 (Quelle: GfK Austria, Exit Polls (1986-2008)). Und das, obwohl den Grünen zu Recht immer noch Themenführerschaft in den Bereichen Umwelt- und Bildungspolitik zugestanden wird. Die grosse grüne Hoffnung, dass wir allein aus der demografischen Entwicklung heraus noch grosses Potential hätten, kann so also nicht erfüllt werden. Da braucht es keine Prophetin, und mich selbst schon gar nicht, zu erkennen, dass wir irgendetwas falsch gemacht haben. Ich weigere mich allerdings partout, davon zu reden, es habe einen Rechtsruck bei den Jugendlichen gegeben. Als Jugendstadtrat in Dornbirn habe ich seit Jahren mit genau den gleichen Jugendlichen zu tun, die vor zwei Jahren grün gewählt haben und dieses mal eben blau. Die Hosen sitzen immer noch gleich tief, die jugendlichen Gruppenbildungen und die entsprechenden Rivalitäten laufen immer noch nach dem selben Muster ab.
Wer gute Antworten will, muss die richtigen Fragen stellen
Eva Glawischnig startet richtigerweise gleich mit einem breiten Diskussionsprozess in ihre neue Funktion als designierte Bundessprecherin: erst zuhören, dann fragen! Meine Wenigkeit macht das nicht anders, wenn auch nicht in diesem Massstab. Was mir bisweilen in vielen längeren und trotzdem nie mühsamen Gesprächen klar wurde, ist der Verlust des Revolutionspotentials. Wir sind in der Gunst der Jugendlichen durchgefallen, weil wir ihre Themen nicht mehr anrühren. Wenn letzte Woche 50 Jugendliche in Bregenz für einen "Freiraum zur kulturellen Entfaltung und Selbstverwirklichung [für] Menschen aller Alters- und Gesellschaftsschichten" demonstrierten, dann waren wir Grünen nicht dabei. Wenn es letztes Jahr in Vorarlberg eine (mit Verlaub) ziemlich idiotische Neufestlegung der Altersgrenzen für Alkoholkonsum gab, dann hielt sich der Aufschrei der Grünen in Grenzen (ich nehme mich da nicht aus!). Wenn es um die Legalisierung von Haschisch geht, dann ist die Diskussion hiezu seit Jahren völlig am Boden. Eine einzige geniale Wortschöpfung der ÖVP hat gereicht: Das Mantra "Haschtrafik" wurde uns so oft in die Haare geschmiert, dass mittlerweile sogar die Jugendlichen der Meinung sind, Haschisch sei wesentlich gefährlicher als Alkohol.
Eva spricht von nicht erreichten WählerInnen, obwohl wir für viele Probleme die richtigen Lösungen haben. Doch haben wir das wirklich? Aus jugendlicher Sicht dürfen wir eine intelligente Bildungspolitik auf der Habenseite verbuchen. Wahrgenommen wird dies allerdings nur von einer bürgerlichen Bildungsschichte. Die Breite Masse fühlt sich dadurch nicht angesprochen. Für diese ist Schule kein Ort der Bildung, sondern ein notwendiges Übel, das es durchzustehen gilt, bevor das richtige Leben beginnt. Der Wegfall von Studiengebühren führt bei Lehrlingen höchstens zu Stirnrunzeln. Das einzig wirkliche Asset ist die Umweltpolitik, wo uns parteiübergreifend Kompetenz zuerkannt wird. Es war sicherlich nicht leicht, die hohen Energiepreise mit dem Argument "Energiewende" zu kontern, aber meiner Einschätzung nach dürfte es uns gelungen sein, sonst wären wir vermutlich tief im einstelligen Prozentbereich gelandet. Jedenfalls sind Jugendliche nach wie vor sensibler als die Restbevölkerung, was unsere Umwelt betrifft. Die Ideenkonkurrenz mit dem Themenkomplex "Arbeitsplatz" wird erst in späteren Jahren evident, wenn man Familien gründet, Häuser baut, und Kontoauszüge mit negativen Vorzeichen zur Norm werden.
nach der wahl ist vor der wahl, ist nach der wahl, ist vor der wahl, ... so oder so ähnlich hat das schon so manch kluger kopf von sich gegeben.
wahlgewinner, -verlierer und enttäuschte stagnationsparteien werden wohl bei allem geplänkel rund um die möglichen koalitionsbildungen nicht umhin kommen, das derzeitige globale finanzdesaster irgendwie gemeinsam aufzuräumen. ganz ohne hinweis auf minarette, oder sonstige querelen untereinander. der tiefe fall der grossparteien verblasst im scheinwerferlicht einer drohenden rezession.
jetzt heisst es erst mal aufräumen - dabei hat jede partei so ihren eigenen dreck wegzuräumen:
in der bregenzer wahlkampfzentrale der phorarlberger pholkspartei ging es nicht einmal in der letzten woche vor der grossen schlappe rund. ganz zu schweigen danach. da fand ich den stillstand sprichwörtlich herumstehen. flasche leer mal 4 - sozusagen die bildhafte verkörperung des missglückten neustart-versuches...
wir grünen lecken unsere eigenen wunden. auf wesentlich weniger spektakuläre art und weise ist uns ebenfalls der vorsitzende abhanden gekommen. nicht zuletzt, weil der vermeintliche rückhalt bei jugendlichen wählern gefehlt hat. mit eva glawischnig kommt etwas verspätet eine generation zum zug, die wohl oder übel in allen parteien die nächsten 10 jahre den ton angeben wird. grün wählen aus leidenschaft - thumbs up for eva!
die letzte impression führt auf eigenwillige art wieder zurück zur allgegenwärtigen finanzkrise. die studiengebühren wurden schon vor wochen abgeschafft, aber die plakate der hypo werden wohl so schnell nicht wieder ausgewechselt. zu tief sitzt der schock, dass es wohl nie mehr so weitergehen wird, wie die letzten 20 jahre. da gibt es wichtigeres zu besprechen, als die nächste werbelinie...
nach der wahl, vor der wahl, scheissegal. irgendwie wird es weitergehen. irgendwie muss es weitergehen. ärmel aufkrempeln, weitermachen!
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