pol pot pourri, von minaretten und sozialen hängematten

angesichts der tatsache, dass unsere schwyzer nachbarn den vergangenen sonntag zum tag der minarettabrechnung erhoben haben bleibt mir die spucke weg, der mund offen und ich fühle mich mehr als sprachlos und traurig sowieso.

andersrum

nicht, dass so ein pholxentscheid in vorarlberg anders ausgehen würde, aber den zynismus der schwyzer könnten wir selbst mit 3/4 mehrheit gegen minarette kaum toppen: am selben tag wurde von denselben bürger_innen das verbot von rüstungsmaterialexporten mit grosser mehrheit abgelehnt. zur not könnten sich also ein paar fanatiker im ausland mit schwyzer waffen eindecken, so die situation denn eskalieren würde...

überhaupt geht momentan einiges schief in unserer welt; ich bin eigentlich immer für optimismus zu haben - sonst würde ich wohl keinen müll trennen, keine energiesparlampen einbauen und ganz sicher nicht in der politischen öffentlichkeit tätig sein. sogar einen birnbaum habe ich heuer mit meinem junior gepflanzt, und trotzdem ist mein glauben an eine positive zukunft derzeit schwer unter beschuss. warum dem so ist, da lasse ich für heute ein paar links sprechen:

erwin ringels erben zur verrohung österreichs - doch was zählt die akademische meinung in einem land der bierseligkeit, in dem jeder zweite stammtisch WEISS, dass es gar keinen klimawandel gibt?

dazu noch einen nachtrag vom wochenende - selbiger (der klimawandel) ist nicht nur unaufhaltsam, sondern auch noch schneller, als uns lieb sein wird. passt ja zu unserer hektischen zeit...

erwin pröll vor 10 jahren zum thema politikergehälter - ein klassiker, das hab wohl nur ich heute zum ersten mal gesehen. was sein landsmann ewald stadler wohl dazu gesagt hat ?

und noch ein pröll in der kritik - na wenigstens gibt es noch leute, die das aussprechen, was mir auf der zunge liegt. danke, robert.

gn8 allerseits
Tina (Gast) - 1. Dez, 11:27

Minarette

Zunächst zur Information: dieses Land heißt immer noch Schweiz, Schwyz ist ein Kanton in der Innerschweiz. Früher war ich auch mal "Grünwählerin", aber seit einigen Jahren nicht mehr. Da es anscheinend in den Augen der Grünen eine Schande ist (so auch Van der Bellen), die eigene - also unserer abendländische Kultur - zu pflegen, würde ich denen, die nun so entrüstet über dieses Minarettverbot sind, raten, auszuwandern und sich z.B. in der Türkei zu integrieren. Ich habe überhaupt nichts gegen andere Kulturen, andere Völker (wir haben sogar Mieter aus der Türkei in unserem Haus, richtig integrierte Leute, mit denen es nie Probleme gibt und gab), aber Minarette passen einfach nicht in unser Alpenland; es sind genug "Bausünden" in unseren Alpenländern vorhanden, und die Schweiz ist eben noch ein Land, in dem Tradition und die eigene Kultur noch was gelten. Ich war dieses Jahr in Istanbul, bei der Einfahrt in den Hafen stand ich am Deck und staunte wie ein kleines Kind vor dem Christbaum - einfach herrlich, dieses Panorama, aber da passen eben die Minarette neben den Moscheen hin. Lassen wir sie dort und unsere Kirchen im Abendland. In der Schweiz dürfen die Moslems neben den vielen Religionen genau so ihren Glauben leben, und dies geht sehr wohl ohne Minarette. I

Ich wäre hier in Österreich auch gegen ein absolutes Burkaverbot - nun höre ich schon wieder Ihren Aufschrei........... Es war in Wien, in einem großen Einkaufszentrum, in einem Geschäft für junge Mode. Plötzlich standen zwei total vermummte Gestalten neben mir, eben mit dieser Burka, ich konnte nicht mal ausmachen, ob es Mandl oder Weibl sind, ich hörte sie auch nicht sprechen, sie verständigten sich nur durch Blickkontakt. Da ich ein Enkelkind bei mir hatte - ich bin an und für sich ein furchtloser Mensch - bekam ich es plötzlich mit der Angst zu tun (es war auch in einer Zeit, in der in ganz Europa erhöhte Terrorgefahr ausgerufen war - und verließ mit meiner Enkelin fluchtartig dieses Geschäft bzw. dieses Gebäude. Ich weiß ja nicht, was unter dieser - für mich maskierten - Gestalten verborgen ist, vielleicht trägt einer eine Kalaschnikow oder eine Bombe unter dem Kittel....

Und sicher fühlen sollte man sich doch schon noch dürfen im eigenen Land, oder?????????

Julian (Gast) - 1. Dez, 16:41

Danke Tina, für diesen süßen humorigen Artikel. Ich versuchte zuerst eine passende Antwort zu verfassen, an ihre perfekte Mischung aus Zynismus, Galgenhumor und Ironie reicht jedoch nichts heran.

Deshalb bleibt von mir nur dieser Satz: Hätten man doch die Kirchen und ihre Kirchtürme auch dort gelassen, wo sie hergekommen sind, wären heute noch viele Völker am leben.
mkonzet - 1. Dez, 18:29

minarette passen einfach nicht

als teilzeitpolitiker und vollzeitarchitekt erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass kulturlandschaften sich permanent verändern. dabei findet ein stetiges wechselspiel zwischen ortsfremden elementen und den ästhetischen grundlagen einer regionalen kultur statt. das gelungenste europäische beispiel einer produktiven vermischung zweier kulturen findet sich meiner persönlichen meinung nach in spanien. eine alhambra möchte man dort sicher nicht mehr missen, und wenn man die sagrada familia von gaudi als selbstbewusstes zeichen christlicher baukunst nimmt, so findet man darin ohne mühe anklänge der maurischen vergangenheit.

als neuestes beispiel befruchtender wechselwirkungen darf ich auf die dzt. in bau befindliche kölner zentralmoschee hinweisen - ein blick genügt, um festzustellen, dass meine deutschen architektenkollegen von der auseinandersetzung mit der muslimischen kultur massiv profitieren: http://www02.zkm.de/mediumreligion/index.php?option=com_content&view=article&id=108%3Akoelner-zentralmoschee-debatte-&catid=39%3Adokumentarisches-material&Itemid=66&lang=de

nebenbei sei es mir erlaubt, zu erwähnen, dass in der türkei mehrere hundert christliche kirchen stehen. dass es dort probleme mit übergriffen auf geistliche gibt, sei nicht verschwiegen: "Einige berichten von Schikanen, andere fühlen sich als Christen in der Türkei wohl," berichtet der spiegel ( http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,478091,00.html ). ich denke, den muslimen geht es bei uns genau so.


übrigens, warum sie die burka erwähnen, die in meinem kommentar genau null rolle spielt, ist mir ein rätsel. in österreich haben wir jedenfalls ein vermummungsverbot, damit wäre ja eigentlich alles geklärt - od'r ? wenn ihnen also "nur" ihre anti-grün reflexe durchgegangen sind, dann kann ich ihnen hilfe anbieten: http://gruenehauen.twoday.net/

und ein letztes: als fan der alemannischen kultur und sprache muss ich mich ihrer "schwyz" kritik beugen - korrekt heisst das natürlich schwiiz, ist ja ein langes y... (nachzulesen auf http://als.wikipedia.org/wiki/Schweiz ).

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